2023
„Nein, wir stehen! Der Bahnhof fährt.“ ist ein fotografischer Essay
auf 128 Seiten mit teils persönlichen Textfragmenten und Noten.
Aufnahmen aus dem fahrenden Zug wechseln sich ab mit Stilleben und
Bildern von Menschen. Zusammen bilden sie eine dreistimmige Einheit,
im Aufbau angelehnt an eine Fuge von J. S. Bach. Die
Wortbedeutungen von „Fugere“ : „fliehen, enteilen, entschwinden,
vergehen“, aber auch „sich scheuen“ setzen die Grundstimmung.
Persönlicher Auslöser war die lange Pendelstrecke zwischen dem
Studium in Essen und meinem Geburtsort im Allgäu, die ich
regelmäßig zurücklege. Das Wechseln zwischen zwei verschiedenen
Welten, dass ich, zuerst unbewusst in vielen Fotos verarbeitete,
führte zu einer Ausseinandersetzung mit meinem Archiv, an deren
Ende nun diese Arbeit steht.
Im Halbschlaf beim Blick aus dem Zugfenster verschwimmt die Wirklichkeit
und es stellen sich (mir) Fragen: nach dem eigenen Standtpunkt in der Welt,
nach dem Verhältnis zwischen Traum und Realität.
Die Augen fallen meinen Protagonist*innen immer wieder zu und zwischen
einer Traumreise und einem realen Ziel steht nur ein Wimpernschlag.
Stilleben unterbrechen immer wieder die Fahrt, die selbst nur aus
Fragmenten besteht: Die Fotografien sind über die Seiten gezogen,
zerteilt. Für ein paar Seiten glaubt man angekommen zu sein. Nur wo?